Falsche Einkommensverteilung und Fehlversorgung
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 5. Januar 2016
Nach den Aufbaujahren nach dem 2. Weltkrieg bis zur Jahrhundertwende wähnten wir uns in Deutschland im Besitz einer unerschütterlichen ausgewogenen sozialen Marktwirtschaft. Der Kalte Krieg zwischen Sozialismus und Kapitalismus war vorbei. Mit der Wirtschaft ging es aufwärts. Die Versorgung war gut. Die Löhne stiegen ohne viel Kampf nach partnerschaftlichem Meinungsaustausch zwischen den Unternehmen und den Gewerkschaften der Arbeitnehmer. Das durfte aber so anscheinend nicht bleiben.
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Ludwig Erhard mit seinem Buch „Wohlstand fürAlle“
Mit dem neuen Milleinium wurde nach langer Vorbereitung in den „Think Tanks“ aller „staatstragenden Parteien“ in Abbildung der Leitlinien der maßgebenden Denkfabriken aus den USA eine neue Welt geschaffen, in der die Freiheit der Wirtschaft riesengroß geeschrieben wurde, die wirtschafltich Absicherung der abhängig Beschäftigten dagegen ganz klein. Die Auswirkungen auf die nicht begünstigten Bürger sind dramatisch.
Betroffen sind alle Bereiche der Lebensgestaltung einschließlich der richtigen Ernährung.
Wirklich wie getrieben ging ausgerechnet die von der alten Arbeiterpartei SPD geführte rot-grüne Regierung daran, massiv die Sozialleistungen des Staates zu reduzieren und den Arbeitsmarkt zu „reformieren“ – alles, um das Wachstum der Wirtschaft zu fördern, während die rechtliche Sicherheit der Arbeitsplätze einfach hinweggefegt wurde. Mit lebhafter Zustimmung der christdemokratischen Parteien setzte Schröder 2003 seine Agenda 2010 um, an der die medienmächtige neoliberale Bertelsmann-Stiftung federführend mitgewirkt hatte. Diese vom Eigner des Bertelsmann-Konzerns (100.000 Mitarbeiter/ 200 Mrd. Jahresumsatz) ins Leben gerufene Stiftung, in der die Familie Mohn noch immer das Sagen hat, gab das Motto vor, das die Staatsziele wie folgt beschreibt:
„Die Stiftung will zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme alle Lebensbereiche nach den „Grundsätzen des Unternehmertums und der Leistungsgerechtigkeit“ und dem Leitbild „so wenig Staat wie möglich“ umgestalten. Wettbewerb und bürgerschaftliches Engagement seien eine wesentliche Basis für gesellschaftlichen Fortschritt.“
Wo bleibt da nur das Wohl der Allgemeinheit und die Mitwirkung der Bürger an den wichtigen politischen Entscheidungen (außerhalb des bloßen Wahlakts)?
Nur zur Klarstellung: Mit dem „bürgerschaftlichen Engegement“ ist nach Bertelsmann nicht eine Leistung des „kleinen Mannes“ gemeint, sondern allein die Aktivität der Bürger aus dem neuen Herrschaftsstand der Unternehmer. Sie sollen das Wirtschaftswachtum generieren. Unterstellt wird, dass wenn sie an ihren Gewinn denken, am Ende an alle gedacht sei! Wie sachde, dass der Staat jahrzehntelang zuscheut oder gar mitmacht, wenn die Konzerne ihre Gewinne ins Ausland wie z.B. nach Holland verlagern, wo die Steuersätze ganz gering sind. Wie das Bertelsmann wohl macht?
Die englischen Sozialisten unter Tony Blair, denen die konservative „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher mit ultraliberalen Vorstellungen den Boden hierfür geebnet hatte, schwammen Anfang 2000 auf derselben Welle wie nach und nach auch fast alle anderen westlichen Länder. Sie alle suchten mit allen Mitteln die Macht im Staate auf private Unternehmer zu verlegen. In den Sog dieser Politik gerieten auch die Kommunen, die sich von Privaten ihren wertvollsten Pfründen abkaufen ließen wie z.B. die Energiewirtschaft und die Wasserwirtschaft. Das Geld aus der Verhökerung des „Tafelsilbers“ wurde dann in den Jahren bis zum – noch lange nicht bewältigten – großen Finanzcrash 2008 vollständig verzockt. Das Privatisierungsmodell wird gerade den armen Griechen aufgezwungen.
Den volkswirtschaftlichen Begriff der Daseinsvorsorge hört man in der öffentlichen Diskussion seither kaum noch. Nur am Rande des politischen Interesses wird über ein bedingungsloses Grudneinkommen gesprochen, das unter Aufgabe der bisherigen verwickelten Sozialleistungen, die einen großen Teil der Bevölkerung arm zurücklässt, eine Esistenzsicherung für jedermann schaffen kann. Das sich das rechenen würde, ist von Experten vielfach minutiös durchgerechnet worden. Aber soch ein Modell passt wohl nicht in den „Staat der Unternehmer“ nach dem Willen von Liz Mohn und Frieda Springer (die sich angeblich regelmäßig mit Kanzlerin Merkel zum Kaffeklatsch treffen).
Sie werden leicht erkennen, wie sich die Prekariseirung der Arbeitsplätze auf das Laben der Betroffenen und ganz gezielt auch auf ihre gute Versorgung auswirkt. Wer glaubt denn noch den ständig über die Medien verbreiteten Sprüche wie „Deutschland geht es gut“ und falschen Behauptungen, dass „noch nie so viele Menschen in Brot und Lohn gestanden“ hätten wie heute! Dass 7 Millionen Menschen sich und ihre Familie vom ihnen zufließenden Arbeitsentgelt nicht richtig versorgen können, geht bei solchen Äußerungen einfach unter. Kinderschutzverbände schimpfen seit Jahren, dass immer mehr Kinder keine vollwerige Nahrung mehr erhalten, weil das Geld in den Familien gerade für Fast Food und Spaghetti mit Tomatensauce reicht, nicht aber für frisches Obst und Gemüse.
Die Situation ist aber noch viel verfahrener als es allgemein realisiert wird. Selbst wenn in den Familein ausreichend Geld da ist, mit dem eine gesunde vitalstoffreiche Ernährung aller möglich wäre, fehlt es an der Information der Bürger über die wahren Regeln des richtigen Essens. Es reicht nicht, dass ich hier und in meinen Büchern und auch andere Ernährungsfachleute darauf hinweisen, was zu beachten ist, solange die halbstaatliche Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) sich auf überholten falschen Lehren ausruht:
http://www.essenspausen.com/gesundheitswesen-ineffektiv-und-ungerecht/.
Wenn es möglich wäre, die Vorteile des richtigen Essens roher Pflanzennahrung auf leeren Magen im allgemeinen Bewusstsein der Bürger zu verankern, würden sie merken, dass sie mit viel weniger Nahrung viel besser auskommen als mit Mengen an relativ wertloser oder durch Fehlbehandlung und unzeitigem Verzehr nicht richtig genutzer Nahrung (s. http://www.essenspausen.com/wie-wichtig-ist-die-vielseitigkeit-beim-essen/).
Ein Trost zum Schluss:
So ungerecht und verkommen die öffentlichen Verhältnisse auch sind, so hat wenigstens jeder Mensch bei uns die Möglichkeit, sich selbst nach den richtigen Wegen gesunder Versorlgung und guter Lebenführung zu erkundigen. Sogar die Umsetzung kostet wenig Aufwand.